Kein Album zu Weihnachten

Was machte eine Band, deren neues Album für November angekündigt worden ist, die passende Tour zur Veröffentlichung bereits organisiert ist, und die dann das neue Album einfach nicht bei der Plattenfirma abliefert? Nun, wenn die Band EZIO heißt, geht sie trotzdem auf Tour, spielt viele Songs vom neuen Album und lässt Veröffentlichungstermin einfach Veröffentlichungstermin sein. So lautet jedenfalls eine Version von Ezio Ezio Lunedei, den Namensgeber der Band, die er im nur zu 2/3 gefüllten Jubez zum Besten gibt. Um kurz darauf eine 2. Version hinterher zuschieben: das Foto, das verwendet wurde, um für das neue Album "Happy Hour" zu werben, sei so schlecht gewesen, das er aus Trotz den Albumtitel auf "Adam and the Snake" geändert habe. Und tatsächlich gibt es bereits T-Shirts mit diesem Albumtitel am Merchandise Stand zu kaufen, während daneben ein Poster noch für das Album "Happy Hour" wirbt. Mutwilliger, kommerzieller Selbstmord?

Mag sein, allerdings kein künstlerischer Bankrott, denn was Ezio und sein Partner Mark "Booga" Fowell in der ersten halben Stunde an neuen Songs spielen, lässt durchaus aufhören. Ruhiger als früher sind sie schon, diese neuen Songs, und irgendwie scheint EZIO zur Zeit den Walzerrhythmus entdeckt zu haben, um dann aber Ausflüge in die Country & Western Ecke zu unternehmen. Ruhig also die Songs, ruhig auch zunächst das Publikum - allerdings nicht, wenn Ezio zu einem seiner Monologe ansetzte oder sich mit einzelnen Mitgliedern des Publikums austauscht. Das ändert sich, als die Klassiker gespielt werden, wie zum Beispiel "The further we stretch" oder "Deeper" - hier singt das Publikum mit und Ezio freut sich. Ja, Ezio freut sich, aber freut such auch EZIO? Schwer zu sagen, denn Partner Booga wirkte an diesem Abend entweder gelangweilt oder genervt - warum, bleibt sein Geheimnis. Das tat aber nichts zur Sache, da es seinem brillanten Gitarrenspiel keinen Abbruch tat. Und Ezio störte es auch nicht - er tauschte sich mit dem Publikum weiter über die Frage aus, wer bei Konzerten sitzen dürfe und wer nicht, oder versuchte für weibliche Besucher, die wegen eines Zuges früher gehen mussten, eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren.

Fazit: ein interessanter EZIO Abend, der wie so oft mit Saxon Street zu Ende ging, mit vielen, vielen neuen Songs, die Vorfreude auf das Album aufkommen lassen - wann immer es auch kommen mag und wie immer es auch heißen mag. Bleibt zu hoffen, dass Tapete Records das Ganze genauso cool findet, wie Ezio.

Ticket EZIO