Schön "hösch" (mit Keks)
      
       BAP treten gerne beim Heilbronner Gaffenberg Festival auf, was
        kein Wunder ist: wer einmal die wunderschöne Atmosphäre dort
        erlebt hat, kommt gerne wieder. Diesmal kamen BAP, bzw.
        "Niedeckens BAP" wie es jetzt offiziell heißt, aber unplugged
        und bestuhlt - trotzdem galt in Heilbronn im Gegensatz zu den
        anderen Konzerten der "Niedeckens BAP zieht den Stecker Tour"
        mit Platzkarten: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
      
Nach Karlsruhe war dies mein
        zweites Konzert dieser Tour: nach Konzertsaal diesmal also
        Open-Air-Zelt und ich war gespannt, was sich sonst noch geändert
        hat. Zunächst mal nichts: mit "Noh all dänne Johre" und "Ruut
        wiess blau querjestriefte Frau" ging es los. Schön haben sie es
        sich eingerichtet auf der Bühne: Teppiche aus dem
        Haushaltsauflösungsfachgeschäft, so Niedecken scherzhaft, sowie
        Wohnzimmerlampe und andere Utensilien schaffen es spielend eine
        Wohnzimmeratmosphäre zu verbreiten, sodass  Niedecken und
        Band  ähnlich tiefenentspannt wie in Karlsruhe wirken.
        Schön "hösch", also schön "ruhig" ist ja auch das inoffizielle
        Motto der Tour.
      
38 Jahre Band-, bzw. Niedecken Geschichte werden im Unplugged
        Gewand geboten, darunter alte Klassiker, wie "Jupp" von 1981 und
        uralte Songs, wie "Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg". Im Gegensatz
        zu Karlsruhe mal wieder im Programm: "Anna", das Lied über das
        Ende von Niedeckens "Sandkastenliebe", allerdings in einer FSK
        Version, also in einer entschärften, nicht ganz so nachtragenden
        Version. "Lena", Rita" und "Lisa" waren übrigens auch anwesend,
        sodass dies wohl ein Konzert mit allen "Frauenname mit 4
        Buchstaben" Liedern war.
      
Ansonsten wenig Änderung am inzwischen bewährten Konzept: trotz
        einer schier unglaublichen Menge an Instrumenten auf einer
        Bühne, die dafür fast zu klein war, wirkte alles wie aus einem
        Guss. "Nöher zo mir" wird in eine "Gänsehautentzündung" Version
        geboten (um mit Mehmet Scholl zu sprechen), "Verdamp lang her"
        begeistert, weil es so anders interpretiert wird als bekannt und
        trotzdem dafür sorgt, dass es am Ende das Publikum doch nicht
        mehr auf den Sitzen hält. Neben Niedecken sind sicherlich Anne
        de Wolf und ihr Gatte Ulrich Rode hervorzuheben, die beiden
        letzteren haben sicherlich einen maßgeblichen Anteil daran, dass
        es live nicht so "hösch" wie auf Niedeckens Solo-Album zugeht.
        Michael Nass, mal wieder im Erich Honecker Gedächtnisoutfit, und
        Werner Kopal brillieren in der 2. Reihe, allein Jürgen Zöller
        wirkt etwas unterfordert, daran ändert auch ein Drums /
        Percussion Duell mit Weltklasse Perkussionist Rhani Krija
        nichts.
      
Das Heilbronner Publikum war nicht ganz so euphorisch wie das
        Karlsruher, vielleicht lag es ja auch am 2. inoffiziellen Motto
        dieser Tour: "Setzt euch und nehmt einen Keks". 
      
Der "Sendeschluss" beendete nach 3 1/2 h auch dieses Konzert
        und man kann sich definitiv auf weitere BAP Konzerte in diesem
        Sommer freuen - oder auf das Ende August erscheinende
        Live-Album, dass das "Märchen vom gezogenen Stecker" erzählen
        wird.
        
        