Schönes Wetter :) Gute Musik :) Noch mehr Sponsoring :(

Los ging es bei mir am Freitag mit Judith Holofernes, der Frontfrau der seit Jahren pausierenden Band "Wir sind Helden". Oft werden Soloplatten ja aufgenommen, weil der Künstler / die Künstlerin sein/ihr Ding verwirklichen will und das Ganze eine Nummer kleiner als bisher durchziehen will. Nicht so Judith Holofernes, die mit einer großen und sehr guten Band tourt, um ihr Soloalbum "Ein leichtes Schwert" vorzustellen, namentlich Hanno Stick (Schlagzeug), Jarita Freydank (Percussions, Gesang), Jörg Holdinghausen (Bass), Miss Kenichi (Keyboards, Gitarren, Gesang) und Martin Wenk ( Gitarren). Guter Sound, gute Band, trotzdem fand ich die erste Hälfte des Konzerts etwas enttäuschend: gesangstechnisch klang ein Lied wie das andere, die Stimme kippte oft kieksend und man hatte immer das Gefühl, das haarscharf daneben gesungen wurde. Glücklicherweise wurden ein paar eingedeutschte Coverversionen von Elvis Costello und Buddy Holly eingestreut und siehe da: es geht doch. Auch wenn aus Judith Holofernes nie eine Rock-Shouterin werden wird, so hilft es, wenn sie ein bischen tiefer (und langsamer) singt. Besonders gut kam dann in der zweiten Hälfte "Havarie" rüber. Schade eigentlich, dass nur die letzten 30 Minuten so richtig gut waren.

Danach kamen dann Madsen auf die Bühne. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich außer dem Namen nichts, aber auch gar nichts vorher von dieser Band kannte, ganz im Gegensatz zum großen Teil des Publikums, das sich als äußerst textsicher erwies. Angenehm überrascht war ich dann, was die 3 Madsen Brüder plus Niko Maurer und Lisa Nicklish da auf die Fest Bühne brachten. Amtliche Rocksongs mit deutschen Texten, irgendwo zwischen den Hosen und den Sportfreunden zu verorten, mit einem extrem sympathischen Frontmann - sehr erfrischend. Und mutig obendrein: so scheuten sich Madsen nicht neben den Rocksongs auch romantische Balladen zu singen - Respekt! Einer der Höhepunkte war sicherlich auch das Kiss-Cover "I was made for loving you". Nett!

Danach war für mich erst mal Schluss...

Ticket Das Fest 25.7.2014
Weiter ging es dann am Samstag und dort eigentlich nur, um Frank Turner und die "Sleeping Souls" zu sehen. Der Fest Auftritt ist Franks 3. Auftritt in Karlsruhe: 2010 spielte er noch im Jubez vor 80 Zuschauern, dieses Jahr im März im ausverkauften Substage vor 1200 Zuschauern um nun am ausverkauften Fest Freitag vor zig-tausenden. Das Programm war im Wesentlichen identisch mit dem vom März aber man merkte, dass Frank Turner auch auf großen Festivals das Publikum begeistern kann. Ohne Atem zu holen rasten er und seine Band von einem Song zum nächsten und um möglichst viele Songs unterzubringen verzichtete er sogar auf das Zugabe Ritual sondern spielte durch, bis er aufhören musste. Einziger Wermutstropfen: aller Voraussicht nach wird man Frank Turner so bald nicht mehr in Karlsruhe sehen. Wie ich im März bereits schrieb, ist das Substage inzwischen zu klein um die Nachfrage nach diesem Künstler zu bedienen. Nach dem Wegfall der Europahalle als Veranstaltungsort steht Karlsruhe jetzt aber ziemlich doof da, um als selbsternannte Event-Stadt Konzerte in der Größenordnung 2000 - 5000 Leute zu veranstalten.

So, dass war des Samstag - weiter geht es mit dem Sonntag...

Ticket Das Fest 26.7.2014

Der Sonntag ist Klassik-Frühstückstag. Da diesmal gleich 2 Orchester spielten, musste man nicht ganz so früh auf dem Fest Gelände eintrudeln. Um 11:30 begann also das "Fest Orchester" und bot unter der Leitung von Johann J. Beichel eine nettes Programm aus Händels Feuerwerks- und Wassermusiken, Bachs Orchester Suite Nr 2 und Werke von Vivaldi.  Ein schöner Auftakt für den Sonntag! Anschließend ging es weiter zum grandiosen Karlsruher Entenrennen auf der Alb und nach einem Abstecher zum Kinder und Kulturbereich gönnte ich mir noch Bonpin B, die die 50er Rock 'n' Roll Jahre stilecht und stilistischer zu neuem Leben erweckten.

Fazit: schönes Wetter, gutes Programm, eigentlich wäre alles gut, wenn nur nicht das Sponsoring immer weiter um sich greifen würde. Neueste Ausgeburt: Eine Event Cocktail Plattform, die sich Firmen für Preise, die man sonst nur von Wagner-Festspielen kennt, mieten können, inklusive Getränke und Häppchen. Den Rock 'n' Rolle in mir schüttelt es. Klar, das Fest wurde immer größer und Mantra-artig wird wiederholt, dass ohne Sponsoren das Fest am Ende wäre. Dem möchte ich 3 Punkte entgegensetzen:

Punkt 1:
Es gibt Sponsoring und es gibt Sponsoring. dm macht es prima mit seinen Sonnencreme Bars. Passt zum Fest und jeder hat etwas davon. Eine VIP Cocktail Lounge hingegen bietet nur manchen etwas und wird über kurz oder lang dazu führen, dass die Sponsoren Einfluss auf die Musikauswahl nehmen werden - sprich mehr loungemäßiges Jazz Gesäusel, das nicht stört beim Häppchen essen, und weniger Rock.

Punkt 2:
Die Zuschüsse der Stadt liegen irgendwo zwischen 150.000 und 200.000 € Pro Jahr. Viele Geld? Klar, aber wenn gleichzeitig einem Profi Fußball Verein von der Stadt ein neues Stadion für 120 Millionen in Aussicht gestellt wird, eigentlich nicht.

Punkt 3:
Klar muss sich das Fest weiterentwickeln. Aber gibt es nicht seine Seele auf? Das was das Fest so besonders gemacht hat, findet im wahrsten Sinne des Wortes nur noch am Rande statt, sei des die Mobi Spielecke, die Info-Meile der gemeinnützigen Organisationen oder das Sportprogramm, das immer weiter zusammengestrichen wird (Beachvolleyball, wo bist du?). Tipp: Ein Blick zum Haldern Pop Festival lohnt sich...
Ticket Das Fest 27.7.2014