Klaus "Major" Heuser Band: mit "57" auf dem richtigen Weg

Die Klaus "Major" Heuser Band ist eine relativ neue Band, welche vor ein paar aus dem Blues Projekt des ehemaligen BAP Gitarristen und Richard Bargel entstanden ist. Ohne Richard Bargel, aber verstärkt um Sänger Thomas Heinen wendeten sich Gitarrist Klaus Major Heuser, Keyboarder Matthias Krauss, Schlagzeuger Marcus Rieck und Bassist Sascha Delbrouck weg vom reinen Blues hin zu einer Mischung aus Rock mit Blues und Country/Americana Einflüssen hin. Gegenüber dem Auftritt im letzten Jahr haben ein paar mehr Besucher den Weg ins Jubez gefunden, sodass diesmal auf eine Bestuhlung im vorderen Bereich verzichtet wurde.

Jubez Besucher wissen: die Anfangszeiten im Jubez sind oft Glückssache, so auch hier: 20:30 steht auf dem Ticket und den Plakaten, auf der Jubez Homepage ist mal 20:30, aber auch 20:57 angegeben, wohl als Reminiszenz an das neue Album der Heuser Band namens "57". Egal, so um 20:45 kommen die 5 Musiker der Heuser Band entspannt auf die Bühne, nehmen auf ihren Stühlen Platz, Klaus Heuser, der für mich immer des "Major" bleiben wird, begrüßt das Publikum und los geht es mit "Catch the Flame" vom neuen Album gefolgt von einem Stück vom Vorgänger Album "Men in Trouble".

Schon beim ersten Song wird klar: das wird ein prima Konzert: der Major kann immer noch Songs schreiben und vor allem geniale Soli spielen, die aber nie in eine Gegniedel ausarten wie leider viel zu oft bei anderen Gitarristen. Nein, die Soli sind songdienlich, führen zunächst von der Songstruktur weg, um aber immer wieder zurückzukehren. Eigentlich könnte man einem Major Solo stundenlang zuhören, ohne das es langweilig werden würde. Man hat das Gefühl, dass der Major mit dieser Band endlich da angekommen ist, wo er hin wollte. Dementsprechend entspannt sind auch seine Ansagen, bei denen er oft die Unterschiede im Musik-Hörverhalten seiner Generation mit der seines Sohnes vergleicht. Exemplarisch dafür seine Beobachtung, dass er als Jugendlicher sich seine teuer erstandenen LPs stundenlang angehört hat, um zu entscheiden, ob das Album gefällt oder nicht, die Generation heute dafür bei iTunes die 16-sekündigen Soundschnippsel einzelner Songs heranzieht. Wie das bei Songs von Alben wie "Wish you were" funktionieren soll, ist nicht nur ihm ein Rätsel.

Nicht nur der Major scheint Spaß zu haben, auch der Band scheint es im Jubez zu gefallen, obwohl diese nicht gerade große Location bestenfalls halb voll ist. Im Publikum zu sichten und von Major auch herzlich begrüßt: Wahl-Karlsruher und Schlagzeuger Jürgen Zöller, seit kurzem ebenfalls ex-BAP, der immerhin auf eine 12-13 jährige Zusammenarbeit mit dem Major bei BAP zurückschauen kann (1987 - 1999). Meist saß er direkt vor mir am Mischpult und an seiner Körpersprache konnte man erkennen: ihm gefällt, was er da zu hören bekommt.

Wenn ich den Auftritt letztes Jahr mit diesem vergleiche, kommt mir dieser Auftritt rockiger vor als im Vorjahr und gegen Ende des Konzerts hebt die Band für 2 Songs den sich selbst auferlegten Sitzzwang auf und lässt es auf der Bühne so richtig krachen - für mich der Höhepunkt eines genialen Konzerts. Einziger Schwachpunkt für mich diesmal: die Balladen vom neuen Album: die klingen für mich zu gleichförmig, ohne richtige Spannungsbögen und Sänger Thomas Heinen macht hier meiner Meinung nach den Fehler zu gleichförmig zu singen, ohne Emotionen in die Stimme zu legen, so wie er es bei den schnelleren Songs macht.

Fazit: trotzdem ein grandioses Konzert mit nur wenig Schwachpunkten, die bei einer Dauer von fast 3 Stunden aber zu vernachlässigen sind. Mir ist völlig rätselhaft, wieso vergleichsweise wenig Zuschauer den Weg ins Jubez gefunden haben, sodass der Major schon witzelte, er hätte besser noch all seine Familienmitglieder inklusive entfernter Cousins mitgebracht. Der Markt für "handgemachte Rockmusik", wie es so schön heißt, ist ja da, wie die unzähligen "Tribute" Konzerte für alle möglichen Bands beweisen. Zum Ende des Konzerts bittet der Major daher auch um Mundpropaganda und dem komme ich gerne nach: egal ob BAP Fan oder nicht: die Heuser Band macht grandiose Rockmusik, die man vor allem live erfahren muss!

Major Ticket