Das Fest 2019: Schön, leider mit vielen Wiederholungen, voll - aber friedlich

Das Fest 2019
Das FestTicket Freitag
Los ging es am Freitag um 17:30 mit Faber aus der Schweiz der  logischerweise die Schweizer Alpen als Bühnendeko auf Das Fest mitgebracht hatte. Das Festgelände war um diese Zeit noch angenehm halbvoll gefüllt.
Das Fest 2019
Das Fest 2019
Faber und seine ausgezeichnete Band machen so etwas wie Chansons 2.0 und hatten zahlreiche Fans mitgebracht, die viele Songs mitsangen. Ein Fan brachte sogar seine Posaune mit und konnte mit Fabers Posaunist eine Art "Call & Response" zwischen 2 Stücken etablieren. Fabers Songs spiegeln nicht nur die Gefühlswelt Mittzwanziger wieder, sondern positionieren sich zum großen Teil auch sehr politisch gegen rechte Gedankenwelten.
Das Fest 2019
Da passten dann thematisch Kettcar im Anschluss um 19:10, die aber im Gegensatz zu ihrem Auftritt 2013 Probleme hatten, die gute Simmung, die Faber verursacht hat, am Leben zu halten. Mit "Ich vs Wir" und vor allem ihrem Song "Sommer 89" haben sich Kettcar deutlich politischer positioniert als früher - leider litt ihr Festivalauftritt daran, dass die Texte für Nicht-Fans untergingen. Und zusammen mit der für Kettcar typischen Attitüde "Wir fordern euch nie zum Mitsingen auf - dafür liebt ihr uns ja", so Sänger Marcus Wiebusch, kam so richtig Stimmung eigentlich nur bei "Landungsbrücken raus" und im "Emmo Block" bei "Balou, der Bär" auf. Es blieb letzten Endes Bassist Reiner Bustorff überlassen, Stimmung beim Publikum zu erzeugen, in dem er die schöne Atmosphäre des Festgeländes lobte. Irgendwie scheinen Kettcar besser in Clubs und Hallen zu passen, als auf große Festivals - schade eigentlich, denn sie sind eine Klasse Band mit Haltung und machen ihr eigenes Ding.
Das Fest 2019
Nach Kettcar dann der Top Act des Abends: Gentleman, der mit seinem Reggae Sound das inzwischen zu volle Festgelände schnell im Griff hatte, obwohl er erst mal seine Band verschickte und erst nach 15 Minuten selbst die Bühne betrat. Ich allerdings gehöre zu der merkwürdigen Minderheit, bei denen der Funke bei Gentleman einfach nicht überspringen will und so verabschiedete ich mich nach 30 Minuten.
Das Fest 2019

Das Fest Ticket Samstag
Das Fest 2019
Am Samstag ging es dann für mich um 16 Uhr weiter mit Kelvin Jones, von dem ich dachte, dass ich den vorher gar nicht kannte, und der mich mit seinen "Hits" eines besseren belehrte. Der inzwischen in Berlin lebende Sänger und seine Band (deren Bassisten man später bei Max Giesinger wiedersehen sollte) machten alles richtig: Gute Songs, die irgendwie im Blues verwurzelt sind aber doch nach 2019 klingen, ein sympathischer Sänger, der das Publikum zum Mitmachen animierte, ohne peinlich rüberzukommen und natürlich seine bekannten Songs wie "Only thing we know" im Gepäck hatte. Fazit: klasse Auftritt...

... was man von Kat Frankie und ihrer Band leider nicht sagen konnte. Optisch durchgestylt (in rot) wirkte Sängerin Kat Frankie auf mich, als sei es ihr egal, ob sie sich gerade im Proberaum, in einem Club oder auf einem Festival befinde. Ganz die in sich ruhende, souveräne Künstlerin gebend wirkten Songs und Auftritt seltsam uninspiriert auf mich, sodass ich ich nach kurzer Zeit den Rest des Festivalgeländes erkundete....
Das Fest 2019
...um rechtzeitig für Max Giesienger wieder dazusein. Ist eigentlich nicht so mein Ding, aber da er nun mal aus der Umgebung von Karlsruhe kommt und in seinem größten Hit "80 Millionen" ja Karlsruhe indirekt verewigt hat ("Da wo ich herkomm' wohnen eintausend Menschen, im Ort daneben schon zweimal so viel, drei hundert tausend in der nächsten Großstadt") wollte ich mir sein "Heimspiel" anhören.
Das Fest 2019
Max Giesinger trat zunächst allein vor den weißen Bühenvohang um den ersten Song allein mit seiner Gitarre anzustimmen, später fiel der Vorhang und seine Band stieß hinzu. Der grundsympathische MAx machte alles richtig: obwohl inzwischen in Berlin ansässig fiel er schnell in den badischen Dialekt und stellte in seinen Ansagen immer wieder Bezüge zu Karlsruhe und Nordbaden her. Manchmal war das etwas zuviel der Guten, beispielsweise den Gag zur letzten Zugabe im KSC Trikot auf die Bühne zu kommen, hätte er sich sparen können, der guten Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Kontakt zum Publikum ist halt sein Ding und so begab er sich nicht nur in das Publikum, sondern holte Besucher sogar auf die Bühne: sei es Fan Max (ja, der hatte denselben Vornamen), der sich per Schild anbot bei einem Song Klavier zu spielen und das dann auch super gemacht hat, seien es 3 Kinder, die als Background Chor zur Unpluggesd Version von 80 Millionen auf die Bühne durften. Und zwischendurch durfte noch ein Besucher  Losfee spielen: 3 Nicht-Max-Giesinger Songs durfte er aus 150 Songs per Los ermitteln und so spielten Max und seine Band Coolios "Gangsters Paradiese", gefolgt von Simply Reds "If you don't know ne bei now" und schließlich "Sonne" von "Rammstein". Nette Abwechslung und gute Idee. Fazit: nettes Heimspiel von Max Giesinger mit allem was dazu gehört, inklusive Konfetti Kanonen.
Das Fest Ticket Sonntag
Weiter ging es am Sonntag für mich mit Alma, deren Auftritt sich um 10 Minuten verzögerte, da sie sich nach eigenen Angaben kurz vor dem Auftritt den Finger gebrochen habe. Alma überraschte mich positiv: zum einen war ich überrascht, dass ich doch den einen oder anderen Song kannte, zum anderen begeisterte mich neben ihrer Stimme die Kombination aus elektronischen Keyboard Sounds, Drums und E-Gitarre.
Das Fest 2019
Gekommen war ich aber vor allem wegen der Rival Sons, die zur Zeit neben Greta van Fleet mit ihrem 70er Jahre Led Zeppelin Sound schwer gehypt werden. Sänger Jay Buchanan sieht so aus, als wäre er in den 70er Jahren inklusive braunem Anzug aus dieser Zeit eingefroren worden und 2019 wieder aufgetaut.
Das Fest 2019
Wie erwartet spielen die Rival Sons Blues Rock wie ihn Led Zeppelin schon vor 40 Jahren gespielt haben. Kommunikation mit dem Publikum? Fehlanzeige. Statt dessen lassen die Rival Sons ihre Musik für sich sprechen und die ist nicht schlecht: Sänger Jay Buchanan hat die richtige Stimme um zu schreien wie weiland Joe Cocker und Gitarrist Scott Holiday spielt ellenlange Soli. Verstärkt um Keyboard, Drums und Bass beherrschen die Rival Sons nicht nur die lauten Töne, sondern überzeugen mich vor allem bei langsamen, teilweise akustischen Songs. Schade nur, dass die 5 ohne Zugabe die Bühne verlassen, aber immerhin kommuniziert Jay Buchanan  am Ende dann doch mit dem Publikum und bedankt sich mit einem "Dankeschön".
Das Fest 2019
Fazit 1: Musikalisch geht das Fest mit wenigen Ausnahmen weiterhin auf Nummer sicher: mein Fest T-Shirt von 2016 listete einige Bands auf, die auch dieses Jahr spielten. Ausnahme: mit den Rival Sons wurde ein Rock-Akzent auf der Hauptbühne gesetzt. Ansonsten bietet die Feldbühne inzwischen deutlich mehr Abwechslung.

Fazit 2: Es wird wieder voller. Wie letztes Jahr brüstete sich Fest Impressario Martin Wacker damit, dass es einer der Festfreitage mit den meisten Zuschauern gewesen sei. Leider hat man so an 19 Uhr wieder eine Situation wie vor 10 Jahren, bevor der Hauptbühnenbereich eingezäunt wurde: es ist nicht nur voll, es ist zu voll und wird langsam gefährlich. Beispiel am Samstag abend: Wollte man den "Front of Stage" Bereich nach Max Giesienger Richtung Ausgang verlassen, wurde man sinnfrei im Gegensatz zu Freitag nicht auf direktem Weg zum Ausgang gelotst, sondern musste einen Umweg über das überfüllte Areal hinter dem Front of Stage Bereich an einen Getränkestand vorbeinehmen, wo es dann zu Kollisionen zwischen denjenigen kam, die raus wollten und denjenigen, die zum Getränkestand wollten. Mich beschleicht der Verdacht, dass jedes Jahr mehr Karten verkauft werden.

Fazit 3: Unglaublich, dass es, obwohl es so voll ist, entspannt und friedlich zugeht!