Reamonn unplugged mit Dresscode im Kurhaus-Casino

Für ihr 11 jähriges Bandjubiläum hatten sich Reamonn etwas ganz besonderes ausgedacht: 2 mit dem Label 'Unplugged' versehene Konzerte im wunderschönen Kurhauscasino in Baden-Baden und vorab wurden die Fans gebeten in einem dem Ambiente entsprechenden Outfit zu erscheinen. Schon im Foyer fällt auf: die Meisten haben sich an den Dresscode gehalten: die Männer oft im schwarzen Anzug und erfreulich viele Damen in schönen Abendkleidern: das sieht man bei einem Rockkonzert selten. Der gute Eindruck wird etwas relativiert, als um 19:00 der Einlass beginnt: als würde es sich um ein Konzert von Tokio Hotel handeln und der Altersdurchschnitt bei 16 Jahren liegen würde wird geschubst und gedrängelt, um ja die besten Plätze im Benazét-Saal zu ergattern. Da passt Optik und Verhalten nur bedingt zusammen.

Eine Überraschung erwartet einen dann im Benazét-Saal: die Bühne ist in der Mitte des Saals aufgebaut, aber auch die 'normale' Bühne des Saals lässt erkennen, dass sie im Laufe des Abends gebraucht werden würde. Viele Kameras lassen erahnen, was Rea später bestätigen sollte: der Abend wird für eine Live DVD mitgeschnitten. Um 20 Uhr sollte es eigentlich los gehen, doch es dauert bis 20:15 bis das Saallicht ausgeht und ein junger Mann, bei dem es sich offensichtlich nicht um Rea handelt, die Bühne betritt, um das Publikum mit Zaubertricks zu unterhalten. Farid lautet der Name des Zauberers, der auf den letzten 2 Echo Verleihungen Kontakt zu Reamonn aufgenommen hatte. Witzig führt Farid durch seine kleine Zaubershow und noch immer rätsele ich über das Geheimnis des ein oder anderen Tricks. Sehr unterhaltsam.

So gegen 21 Uhr ist es dann endlich soweit: der Schauspieler Jan Josef Liefers begrüßte das Publikum auf deutsch und auf russisch (denn schließlich sei man ja in Baden-Baden), kündigt Reamonn an und dann kamen sie endlich: Uwe, Sebi, Rea, Phil und Gomez nehmen ihre Plätze auf der runden Bühne in der Mitte ein und zunächst singt 'nur' Reamonn bevor die Band gegen Ende des Liedes hinzukommt. 'Unplugged' steht auf dem Ticket und bei vielen Songs wird dem auch Rechnung getragen: Phil am Stehbass, Sebi meist am Flügel, und Uwe mit akustischer Gitarre. Hier und da wird der Unplugged Gedanke auch über Bord geworfen und die elektrische Gitarre ausgepackt - Abwechslung ist Trumpf. Ein Wort zum Sound: der war bestechend gut! Im Vergleich zu den üblichen Mehrzweckhallen, in denen Rockkonzerte nun mal stattfinden, ist es ein Hochgenuss ein solches Konzert mal in einem Saal zu hören, der für Musik und nichts anderes konzipiert wurde.

Musikalisch geht es querbeet durch 11 Jahre Bandgeschichte: das 'Supergirl' vom Debütalbum wird schon früh besungen, der 'Star' funkelt und über 'Serpentines' geht es hin zu Songs vom aktuellen, schlicht 'Reamonn' betitelten Album, wie zum Beispiel 'Aeroplane'. Zwischendurch plaudert Rea, wie es nun mal seine Art ist, über die Entstehung der Songs, oder auch, als eine Art Running Gag, über die Begegnung mit Jan Josef Liefers in einem Baden-Badener Dampfbad, und endlich wird auch die Frage geklärt, wie viele Handtücher der durchschnittliche Ire in einem deutschen Dampfbad trägt: mindestens 2.

Teilweise wurden die Songs stark um-arrangiert, um dem 'Unplugged' Gedanken Rechnung zu tragen und da kommt dann  die 2. Bühne zum tragen, auf der dann die Bläser erschienen. So ist man dann, wenn man wie der Autor dieser Zeilen seinen Platz zwischen den 2 Bühnen hat, quasi mitten im Geschehen: vorne Reamonn, hinten die Bläsersektion - sehr nett. Besonders gut klappt das mit den neuen Arrangements bei einem Song, bei dem Roger Cicero als Gast auf der Bühne begrüßt wurde, um mit Rea zusammen ein Lied im Swing Stil vorzutragen. Bei 'Star' hingegen klappt das Konzept meiner Meinung nach nicht so gut. OK, zugegeben: teilweise werden die Songs zwar auf 'Unplugged' Instrumenten vorgetragen, unterscheiden sich aber vom Arrangement nicht großartig von der Studiofassung und teilweise wird auf das 'Unplugged' Konzept komplett verzichtet. Aber wie gesagt: Abwechslung ist Trumpf.

Als weiterer Gast begrüßt Rea dann noch die Silly Frontfrau und Schauspielerin Anna Loos und ihr Duett mit Rea war für mich einer der vielen Höhepunkte an diesem Abend. Bei der Zugabe spielen Reamonn dann einen Song auf der 2. Bühne bevor sie sich auf der Bühne in der Mitte beim letzten Song einer nach dem anderen verabschieden.

Fazit: ein Hochgenuss vom Sound und Gesamtkonzept her. Einziger Nachteil: dem Konzept der Bühne in der Mitte wurde nur teilweise Rechnung getragen: an meinem Standort sah ich Rea meist nur von hinten - Schade.

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