Bruce Springsteen & The E-Street Band, 10.5.2003,Südweststadion, Ludwigshafen

Nostalgie? Nein - Maßstab!

Der Boss rief zum Tourauftakt der 2003 Deutschland Tour der E-Street Band und 35000 kamen ins ausverkaufte Südweststadion nach Ludwigshafen. Mit 40 minütiger Verspätung kam Bruce Springsteen allein auf die schlicht gehaltene Bühne um akustisch einen mir unbekannten Song anzustimmen, bevor dann mit "The Rising" die gesamte E-Street Band den Titelsong des letztjährigen, mehrfach Grammy ausgezeichneten Albums rockte. Die gesamte E-Street Band ? Nicht ganz: Ehefrau Patti Scialfa musste leider auf die Kinder aufpassen, wie Bruce in gebrochenem Deutsch den Fans erklärte.

Die ersten 4 Lieder gaben die Richtung des Konzerts vor: 2 Songs vom "The Rising" Album  gefolgt von 2 Songs vom "Born in the USA" Album. Fast 18 Jahre liegen zwischen diesen beiden Alben, und doch ist "The Rising" eigentlich das Nachfolgealbum von "Born in the USA" - jedenfalls wenn man Bruce und E-Street Band als Einheit sieht und die "Solo" Jahre Springsteens zwischen diesen beiden Alben ausklammert. Nostalgie also ? Nein - denn dazu standen die neuen Songs zu sehr im Mittelpunkt der Show, bei der die Musik im Vordergrund stand: eine minimalistische Lightshow, die sowieso erst in der zweiten Hälfte des Konzerts zu sehen war, 2 Videowände um auch weiter hinten für gute Sicht zu sorgen - mehr braucht man nicht, um 35000 3 Stunden zu begeistern, jedenfalls dann nicht wenn man so leidenschaftlich zu Werke sehr wie der Boss. 54  wird der Gute dieses Jahr - und doch rockt er, als gäbe es kein Morgen und als hinge seine berufliche Zukunft von diesem einem Konzert ab.

Da gemeinsame Schaffen der E-Street Band stand also im Vordergrund: rockige Nummern wie "No Surrender", "Lonesome Day", "Badlands", "Glory Days" wechselten sich mit Balladen wie "Into the Fire" ab, wobei insgesamt die rockigen Nummern überwiegen. Bruce nutze die gesamte Breite der Bühne + Graben zwischen Bühne und erster Reihe, turnte an seinem scheinbar einbetonierten Mikrophon Ständer herum wie ein 20 Jähriger und lies die Musik sprechen: ausser einer Begrüssung  zu Anfang und einem Dank an die treuen deutschen Fans zu Ende gab es keine Ansagen. Das Publikum ging von Anfang an mit, sei es bei Klassikern wie "Born to Run" oder neuen Songs wie "Waiting on a sunny day" oder "Mary's Place". 2 Stunden Non-Stop ging das so, bevor es ein erstes "Good Night" gab. Allerdings liess die Band das Publikum nie lange auf Zugaben warten, sodass am Ende ein über 3 stündiges Konzert zu Ende ging.

Einer der schönsten Momente: "Racing in the Street" sowie eine der letzten Zugaben: Bruce stimmt allein am Klavier "My City of Ruins" an, so etwas wie die Quintessenz seines "11. September" Albums "The Rising". Die Band stimmt ein und das Ganze wird zu einer Art  Gospel Gottesdienst. Und so geht eines der besten Konzerte, die ich je gesehen habe zu Ende: keine nostalgische "Greates Hit" Show sondern ein Querschnitt durch die 30 jährige Karriere dieses Ausnahmekünstlers sowie Massstab für all die, die eine Rock Show auf die Beine stellen wollen. Und erst nach dem Konzert, als man an der Strassenbahnhaltestelle steht und sich darüber freut, dass die Anwohner einem die Wartezeit mit in die Fenster gestellten Boxen samt Springsteen Musik verkürzen, fällt einem auf, dass 2 seiner grössten Hits gar nicht gespielt worden sind: "The River" fehlte - und auch "Born in the USA".

Und hier noch ein Link: www.brucespringsteen.net

© 05/2003 by Hans-Georg Krumm
URL: http://www.hgkrumm.de/springsteen10052003.html 

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