BAP in traumhafter Location

Mein voraussichtlich letztes BAP Konzert der "zieht den Stecker Tour" führt mich diesmal zu einer ganz besonderen Location, zum Kloster Hirsau bei Calw im Schwarzwald, wo seit ein paar Jahren Open Air Konzerte in der 1000-jährigen Ruine "St. Peter und Paul" stattfinden.

Diesmal geht es erst um 20:30 mit "Noh all dönne Johre" los, gefolgt von der "Ruut, wiess blau quergestrieften Frau", bevor Wolfgang Niedecken wie üblich das Publikum begrüßt und den nicht-Stammgästen grob das Konzept erläutert: eine Weltreise im unplugged-Gewand auf fliegenden Teppichen, bei der der Schwerpunkt eben nicht die Greatest Hits seien. Bewußt erinnert die Bühne an ein Wohnzimmer: jeder der 7 Musiker hat mitgebracht, was nach Akustik-Musikinstrument aussieht um gemeinsam das große, große BAP Repertoire neu einzukleiden. Besonders hervor tat sich dabei Anne de Wolf an einer Unzahl von Instrumenten und ihr Gatte Ulrich Rode an allem, was auch nur im entferntesten nach einer Gitarre aussieht.

Das Konzept der "zieht den Stecker Tour" klappt auch in Calw wunderbar: früh sorgen die bekannten"Anna" und "Rita" dafür, dass die Stimmung steigt,t um die Ohren zu öffnen für unbekanntere Songs, die aber definitiv in dieser Fassung mit zum Besten gehören, was BAP live je auf die Bühne gebracht haben: "Nöher zo mir" sei hier exemplarisch genannt.

Der etwas spätere Konzertbeginn sorgt auch dafür, dass etwas früher ein weiterer Trumpf dieser Tour ausgespielt werden kann: die wunderschöne Lichtinszenierung. Neben der "normalen" Beleuchtung sorgen 6 alte, große Filmlampen für die passende Atmosphäre.

Höhepunkt des Konzerts war diesmal für mich 3 Songs in der Mitte: zunächst das bedrückende "Gulu" gefolgt von einer wunderschönen Überleitung von Keyboarder Michael Nass, dass in "Jupp" mündete. Das anschließende "Kristallnaach", das in dieser Fassung erst während der Tour erarbeitet wurde, schloss den stärksten Teil dieses Konzert ab. Leider kam direkt danach der meiner Meinung schwächste Teil: "Frankie und er", von dem ich bisher verschont geblieben sind, ist ein Lied, dem ich weder textlich, noch musikalisch etwas abgewinnen kann - ähnlich geht es mir mit dem darauf folgenden "Prädestiniert". Aber OK, bei insgesamt 25 Songs oder so verkraftet man 2 schwache leicht, zumal Percussion Soli von Rhani Krija plus ein Percussion / Drums "Battle" zusammen mit Drummer Jürgen Zöller einen dafür mehr als entschädigen.

Premiere für mich: bei "Verdamp lang her", dass wieder von Werner Kopal mit einem wunderschönen Bass Solo eingeleitet wurde, blieb die Mehrheit des Publikum sitzen, ganz anders als in Karlsruhe oder Heilbronn. Erst nachdem BAP zum Ende des Konzerts die Bühne verließ, gab es "Standing Ovations.

Bei den Zugaben fing es bei "Novembermorje" an zu tröpfeln, bei "Do kanns zaubre" schüttete es, sodass einige Zuschauer fluchtartig das Konzert verließen. Für die "Wetterfesten" hingegen gab es noch 2 wunderschöne Songs: "Songs sind Träume" gefolgt von einem sehr intensiven "Sendeschluss". Damit endet dann die Erzählung des "Märchen vom gezogenen Stecker" (so der Titel des demnächst erscheinenden Live-Albums in Calw).

Mein persönliches Fazit (da letztes Konzert dieser Tour für mich): sehr schöne Tour, freue mich aber darauf, wenn BAP 2016 wieder das "Rock 'n' Roll" Besteck auspacken. Und als Fan wünscht man sich, dass es keine ausschließliche "Greatest Hits" Tour zum 40-jährigen Jubiläum wird, sondern dass Niedeckens BAP bei aller "Schön höösch" Philosophie es schaffen, in den nächsten 2 Jahren ein neues Album oder zumindest ein paar neue Songs zu schreiben, aufzunehmen, zu publizieren und dann auch live zu spielen.
BAP Truck
BAP Location
BAP in Calw

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